Diskussion über Schuldenkrise und Demokratie in Europa
Am Donnerstag, 24. Oktober, 19 Uhr, wird in der Schlossaula
der Universität Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert
erwartet. Im Rahmen eines Osnabrücker Friedensgesprächs
wird er mit Prof. Dr. Claus Offe, einem der bekanntesten
deutschen Politikwissenschaftler, über die seit 2008
andauernde Finanz- und Schuldenkrise in Europa und ihre
Auswirkungen auf die Demokratie diskutieren.
Vor einer Beschädigung demokratischer Rechte von Parlamenten
und Bürgern infolge weitreichender politischer Entscheidungen,
zu denen die Regierungen Europas durch die Akteure der
Finanzkapitalmärkte gedrängt würden, warnen auch Verfassungsrechtler
wie z.B. der Präsident des Bundesverfassungsgerichts,
Andreas Voßkuhle. Tatsächlich fordern die Rettungsmaßnahmen
zur Abwendung von Bankpleiten und Staatsbankrotten immer
neues »billiges Geld« und öffentliche Bürgschaften
und ziehen so eine steigende Verschuldung nach sich.
Staaten wie Griechenland verlieren die Kontrolle über
die eigenen Staatsfinanzen und werden so zunehmend von
außen regiert. Länder, die Rettungsmaßnahmen mitfinanzieren,
gehen schwer überschaubare Haushaltsrisiken ein. In
supranationalen Institutionen wie der EZB, dem IWF oder
bei den G20-Treffen werden dafür immer häufiger die
Weichen gestellt, während die Bürger die Folgen vor
allem in Form staatlicher Sparmaßnahmen und Leistungskürzungen
sowie einer steigenden Last von Steuern und Abgaben
zu spüren bekommen.
Dr. Norbert Lammert wurde erstmals 2005 zum Präsidenten
des Deutschen Bundestages gewählt. Nach seinem Studium
der Politikwissenschaft, Soziologie, Geschichte, Sozialökonomie
in Bochum nahm er verschiedene Aufgaben in der Kommunal-
und Landespolitik in Nordrhein-Westfalen wahr, bevor
er 1980 als Abgeordneter in den Bundestag einzog. Von
1989 bis 1998 war er Parlamentarischer Staatssekretär
in verschiedenen Bundesministerien. Von 1998 bis 2002
war er kultur- und medienpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
Prof. Dr. Claus Offe ist Professor für Politische Soziologie
an der Hertie School of Governance. Zuvor war er von
1995 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2005 Prof. für
Politische Soziologie und Sozialpolitik an der Humboldt-Universität
Berlin. Von 1975 bis 1988 lehrte er als Professor für
Politikwissenschaft und Soziologie in Bielefeld und
von 1988 bis 1995 in Bremen. Zahlreiche Lehr- und Forschungsaufenthalte
führten ihn in die USA und ins europäische Ausland.
Die Gesprächsleitung hat der Osnabrücker Politikwissenschaftler
Prof. Dr. Roland Czada.
|