Macht neuer Präsident Rohani Frieden möglich?
Die Wahl des neuen iranischen Präsidenten Rohani weckt
Friedenshoffnungen. Ob der neue Amtsinhaber die Erwartungen
erfüllen kann, diskutieren der Islamwissenschaftler
und Publizist Navid Kermani, die iranische Künstlerin
Parastou Forouhar und der TV-Journalist Ulrich Tilgner
bei einem Osnabrücker Friedensgespräch im Rathaus am
Donnerstag, 4. Juli, 19 Uhr.
Den jüngsten politischen Entwicklungen im Iran gingen
Jahre der diplomatischen Eiszeit und wirtschaftlicher
Boykottmaßnahmen des Westens voraus, mit denen Irans
Anstrengungen, als Islamische Republik Atommacht zu
werden, beantwortet wurden. 1979 hatte eine soziale
Revolution die Regentschaft des westlich orientierten
Schahs von Persien beendet. Die neue schiitische Führungselite
versprach die Beseitigung sozialer Ungleichheit und
die Überwindung von Armut. Stattdessen führten 1980
Aufstände in einen blutigen, bis 1988 andauernden Krieg
gegen den Nachbarn Irak.
Gefördert durch den obersten schiitische Rechtsgelehrten
Ajatollah Chamenei war zuletzt Präsident Ahmadinedschad
Regierungschef im Iran. Ihm wurde immer wieder vorgeworfen,
mit Vernichtungsdrohungen gegen Israel und durch seine
Unterstützung der libanesischen Hisbollah und des syrischen
Herrschers Assad die Konflikte im Nahen Osten anzuheizen.
Die Menschenrechtslage im Iran wird seit langem kritisiert.
Die freie Meinungsäußerung, die Versammlungs- und die
Vereinigungsfreiheit sind stark eingeschränkt. Oppositionelle
und Bürgerrechtler werden willkürlich festgenommen,
dürfen nicht ins Ausland reisen. Inhaftierten drohen
Folter und Misshandlungen. Amnesty International berichtet
über die Vollstreckung der Todesstrafe an mehreren Hundert
Menschen im Jahr 2012.
Zu Statements und Diskussion erwartet Moderator Reinhold
Mokrosch folgende Gesprächspartner: Dr. Navid Kermani
wurde 1967 in Siegen als Kind iranischer Eltern geboren.
Er studierte Orientalistik, Philosophie und Theaterwissenschaft
in Köln, Kairo und Bonn und forschte anschließend am
Wissenschaftskolleg zu Berlin und am Kulturwissenschaftlichen
Institut Essen. Derzeit ist er Gastprofessor für Ideengeschichte
des Islam an der Goethe- Universität Frankfurt.
Die Iranerin Parastou Forouhar studierte zunächst in
Teheran Kunst und wechselte 1991 an die Hochschule für
Gestaltung in Offenbach. Seit 2001 nahm sie mehrere
Künstlerstipendien wahr und stellt ihre Arbeiten international
aus (zuletzt in Brüssel). Ihre Eltern Parwaneh und Dariush
Forouhar wurden im Herbst 1998 als führende oppositionelle
Politiker Opfer einer Reihe politischer Morde im Iran.
Der frühere ZDF-Auslandskorrespondent Ulrich Tilgner,
geboren 1948 in Bremen, berichtet seit 1980 für TV und
Presse aus dem Nahen und Mittleren Osten, u. a. aus
Amman, Bagdad und von 2002 bis 2008 aus Teheran und
Afghanistan. Er studierte Kultur-, Politikwissenschaft
und Wirtschaftsgeschichte in Freiburg und Tübingen.
Seit 1976 arbeite er als Journalist.
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