Diskussion mit Ernst-Ulrich von Weizsäcker und Stephan
Kohler
Die Zusammenhänge zwischen Energieerzeugung und -verbrauch,
Klimawandel und Ressourcensicherheit, Stromnetzausbau
und -kostenbremse thematisiert ein Osnabrücker Friedensgespräch
am Dienstag, 11. Juni, 19 Uhr, in der Schlossaula der
Universität. Podiumsgäste sind zwei langjährig mit Energiefragen
befasste Experten: Prof. Dr. Ernst- Ulrich von Weizsäcker
ist Co-Präsident des Club of Rome. Stephan Kohler leitet
die von der Bundesregierung und der KfW Bank gegründete
Deutschen Energie-Agentur.
Ist das Gelingen der Energiewende auch eine Friedensfrage?
Tatsächlich sind die meisten Kriege der neueren Geschichte
auch um die Beherrschung von Energiequellen geführt
worden. Im Nahen und Mittleren Osten sind es nicht zuletzt
die Erdölvorkommen, die seit Jahrzehnten zu Spannungen
und kriegerischen Auseinandersetzungen führen. Auch
in vielen Regionen Afrikas sind die Energiegewinnung
und die Aneignung damit erzielter Gewinne von massiver
Gewaltanwendung begleitet.
Energiekonflikte verursachen aber auch tiefe innenpolitische
Spaltungen. Die Auseinandersetzung über die zivile Nutzung
der Atomenergie ist in Europa keineswegs beendet, und
die Energiewende steht noch am Anfang. Die Brisanz von
Energiekonflikten ist an vielen Stellen spürbar: Der
Zusammenhang von Energiehunger und globaler Erwärmung
und der Ressourcenkonflikt um »Tank oder Teller«
fordern gut begründete Entscheidungen. Auch erneuerbare
Energien sind nicht unumstritten, wie die Kritik gegen
eine »Verspargelung« der Landschaft durch
Windräder und die »Vermaisung« der Natur
zeigen. Hinzu kommen ungelöste und drängende Probleme
beim Bau neuer Stromtrassen und Speicherkraftwerke,
die den inneren Frieden auf eine weitere Probe stellen.
Ernst-Ulrich von Weizsäcker wurde 1972 Professor für
Biologie an der Universität Essen und 1975 Präsident
der Universität Kassel. 1981 wurde er Direktor des UNO-Zentrums
für Wissenschaft und Technologie in New York. Von 1991
bis 2000 war er Präsident des Wuppertal Instituts für
Klima, Umwelt, Energie. 1998 kam er als SPD-Abgeordneter
in den Bundestag, wo er von 2002 bis 2005 den Umweltausschuss
leitete. Für sein Wirken erhielt von Weizsäcker bedeutende
Ehrungen, darunter 2008 den Umweltpreis der Deutschen
Bundesstiftung Umwelt.
Stephan Kohler kam nach Tätigkeiten in der Industrie
1981 zum Öko-Institut Freiburg, wo er ab 1983 den Fachbereich
Energie leitete. Von 1991 bis 1993 war er Vorstandsmitglied
des Öko-Instituts, von 1982 bis 1984 Vorstandsmitglied
im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU)
und von 1995 bis 1997 Mitglied im Beirat des Bundes
für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Das Gespräch leiten Prof. Dr. György Széll und Prof.
Dr. Roland Czada von der Universität Osnabrück.
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