Die Freiheit des Glaubens und die Rechte der Minderheiten
Die Osnabrücker Friedensgespräche widmen sich am Donnerstag,
21. Juni, 19 Uhr, dem Grund- und Menschenrecht auf religiöse
Freiheit und dessen Geltung in verschiedenen Regionen
der Erde. Im Ratssitzungssaal des Osnabrücker Rathauses
werden mit Prof. Dr. Heiner Bielefeldt, der Bundestagsabgeordneten
Dr. Maria Flachsbarth (CDU) und dem langjährigen Pfarrer
der Evangelischen Gemeinde in Istanbul, Holger Nollmann,
drei Experten das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln
angehen.
Der Philosoph, Theologe und Historiker Heiner Bielefeldt
wurde 2010 zum UN-Sonderberichterstatter über Religions-
und Weltanschauungsfreiheit berufen. An der Universität
Erlangen-Nürnberg ist er Professor für Menschenrechte
und Menschenrechtspolitik. Von 2003 bis 2009 war er
Direktor des Deutschen Instituts für Menschenrechte
in Berlin.
Dr. Maria Flachsbarth ist seit 2002 Mitglied des Bundestages
und seit 2009 Beauftragte für Kirchen und Religionsgemeinschaften
der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Sie war als Wiss. Mitarbeiterin
an der Tierärztlichen Hochschule Hannover tätig, bevor
sie Mitarbeiterin der Hochschulleitung wurde und zuletzt
die Arbeit der Pressestelle der TiHo verantwortete.
Im Jahr 2011 wurde Flachsbarth zur Präsidentin des Katholischen
Deutschen Frauenbundes gewählt.
Als Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde in der
Türkei hat Holger Nollmann von 2002 bis 2011 in Istanbul
gewirkt und kann somit über die Lage der rund 100.000
Christen in der Türkei aus eigener Anschauung Auskunft
geben. Heute ist Nollmann zurück im heimatlichen Bochum
und als Gemeindepfarrer zugleich Projektbeauftragter
für das interkulturelle und interreligiöse Stadtteilbegegnungszentrum
Friedenskirche Bochum-Stahlhausen.
Während gegenwärtig und in jüngerer Vergangenheit zahlreiche
Terrorakte und Bürgerkriege in Staaten wie dem Irak,
in Afghanistan, im Jemen und in Pakistan, aber auch
in Indien und im nördlichen Afrika sowie aktuell in
Syrien viele Muslime unterschiedlicher Glaubensrichtungen
das Leben kosteten, stufen einzelne christliche Organisationen
demgegenüber das Christentum als am meisten verfolgte
Religion weltweit ein. Dies stellt einem Zeitungsbericht
zufolge Heiner Bielefeldt in Frage. Über den regelmäßig
veröffentlichten »Weltverfolgungsindex«
des evangelikalen Hilfswerks »Open Doors«
sagte er jüngst: »Ich habe große Zweifel daran,
dass diese Zahlen solide sind«, und kritisierte,
die Organisation lege keine klaren Kriterien für den
Begriff der Verfolgung zugrunde und verwende den Terminus
»Christenverfolgung« deswegen zu weitläufig.
Im Zentrum des Friedensgesprächs unter Leitung des
Theologen Prof. Dr. Reinhold Mokrosch von der Universität
Osnabrück soll indessen die Frage stehen, wie die Geltung
der Religionsfreiheit weltweit gefördert werden kann
und welche Beiträge dazu aus Deutschland und Europa
kommen können.
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