Bundespräsident a.D. Roman Herzog spricht zum 25-jährigen
Bestehen der Friedensgespräche
»Idee und Realität Europas« lautet der
Titel des Festvortrags von Altbundespräsident Roman
Herzog, den dieser am Dienstag, 25. Oktober, im Rahmen
des um 19 Uhr im Kongress-Saal der OsnabrückHalle beginnenden
Friedensgesprächs halten wird.
Anlass ist das 25-jährige Bestehen dieser inzwischen
auch überregional bekannten Veranstaltungsreihe von
Stadt und Universität Osnabrück. Thema und Zeitpunkt
des Friedensgesprächs konnten kaum besser zusammentreffen:
Die Europäische Union erscheint angesichts des Vertrauensschwunds
der internationalen Kapitalmärkte gegenüber der Kreditwürdigkeit
verschiedener Mitgliedstaaten und ihrer Gemeinschaftswährung,
dem Euro, in ihrem Bestand in Frage gestellt. In dieser
Lage einigten sich die EU-Regierungen darauf, dass ein
unkoordiniertes Finanzgebaren der Mitglieder ab sofort
nicht mehr hingenommen wird. Zur Solidarität unter dem
Motto »Alle für einen - einer für alle«
will man sich dennoch nicht verstehen, denn dies würde
insbesondere Deutschland und die Deutschen belasten,
sorgt man sich hierzulande.
Der frühere Bundespräsident Roman Herzog hatte kürzlich
noch gewarnt: »pätestens seit Einführung des Euro
ist eine Kontrolle der mitgliedstaatlichen Haushaltsdefizite
durch die EU unabdingbar. Denn in der Währungsunion
bestehen Möglichkeiten und Anreize für den einzelnen
Mitgliedstaat, sich auf Kosten der anderen Staaten übermäßig
zu verschulden, weil die Europäische Zentralbank nur
mit einer für alle Euro-Staaten einheitlichen Geldpolitik
gegensteuern kann«.
Bereits in den Jahren 2007 bis 2009 machte es große
Mühe, den Vertrag von Lissabon als Neufassung eines
EU-Verfassungsvertrages nach einzelnen gescheiterten
Volksabstimmungen noch durchzusetzen. Dabei schien die
EU 2004 auf dem Höhepunkt ihrer Integrationskraft, als
die Mitgliederzahl auf 27 Länder anstieg. Doch die EU-Erweiterung
ließ zugleich Defizite der Integration offenbar werden.
Angesichts der weltweiten Finanzkrise mahnte Herzog:
»Die EU muss die Akzeptanz, die sie bei vielen
Bürgern, aber auch in großen Teilen der Wirtschaft verloren
hat, wiedergewinnen. Ohne diese Akzeptanz droht die
Zustimmung der Menschen auch zu dem grundsätzlichen
Ideal der europäischen Integration bleibenden Schaden
zu nehmen - mit unabsehbaren Konsequenzen für die EU,
einschließlich der Möglichkeit ihres Scheiterns insgesamt.«
Der 1934 geborene Jurist Roman Herzog amtierte von
1994 bis 1999 als Bundespräsident. Seine Laufbahn begann
er als Assistent des Staatsrechtlers Theodor Maunz.
Ab 1965 war Herzog Professor für Staatsrecht und Politik
an der FU Berlin, 1969 ging er an der Hochschule für
Verwaltungswissenschaften Speyer, die er 1971 bis 1972
als Rektor leitete. 1973 wurde er Staatssekretär in
Rheinland-Pfalz, 1978 Kultusminister und ab 1980 Innenminister
des Landes. 1983 wurde er zum Vizepräsidenten des Bundesverfassungsgerichts
berufen, 1987 zu dessen Präsidenten. Roman Herzog ist
für sein Wirken vielfach geehrt und ausgezeichnet worden.
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