Morgen Friedensgespräch im Rathaus
Gespannt beobachten Menschen, Medien und Politik in
ganz Europa und der Welt die politische Entwicklung
in den südlichen Mittelmeer-Anrainerstaaten und in weiteren,
bisher als entwicklungsrückständig geltenden arabischen
Ländern. Ein Friedensgespräch am Mittwoch, 1. Juni,
19 Uhr, im Osnabrücker Rathaus bietet nun Informationen
und Einschätzungen zur Lage.
Derzeit scheint die ganze arabische Welt im Umbruch,
mit Ägypten als Zentrum und Testfall. Welchen Verlauf
die Volksbewegungen in den südlichen Mittelmeer-Anrainerstaaten
und in weiteren arabischen Ländern nehmen, ist für Europa
von größter Bedeutung. In Ägypten ist ein Übergang zur
Demokratie angekündigt, während im Jemen, in Syrien
und Libyen diktatorische Machthaber ihre Regimes mit
Armee, Polizei und Geheimdiensten verteidigen. Erörtert
werden soll, wer die Akteure der Oppositionsbewegungen
sind und welche Ziele sie verfolgen.
Offen scheint derzeit, wie die Chancen der Länder Arabiens
stehen, zu demokratischen Gemeinwesen nach europäischem
Verständnis zu werden, und ob radikale religiöse Organisationen
demokratische Entwicklungen verhindern können. Für den
ursprünglich als Podiumsteilnehmer angekündigten ägyptischen
Politikwissenschaftler Amr Hamzawy, der wegen dringender
Verpflich-tungen in Ägypten kurzfristig seine Teilnahme
absagen musste, werden Dr. Helga Baumgarten, Politik-Professorin
an der Birzeit-Universität in Ramallah, und Taoufik
Ben Amara, ehemaliger UNO-Koordinator in Afrika und
Nahost auf dem Podium Platz nehmen.
Helga Baumgarten lebt mit ihrer Familie seit 18 Jahren
in Palästina, vertritt dort den Deutschen Akademischen
Austauschdienst, forschte u.a. über politische Bewegungen
wie Hamas und Fatah und beobachtet den arabischen Raum
Vorderasiens und Nordafrikas. Zuvor war Baumgarten am
Deutschen Orient-Institut in Hamburg tätig.
Taoufik Ben Amara stammt aus Tunesien und arbeitete
28 Jahre in leitenden Funktionen für das UN-Entwicklungshilfeprogramm
UNDP u.a. in Syrien, Ägypten und Jordanien. Heute engagiert
er sich für engere Kooperationen zwischen Europa und
seine Nachbarstaaten am Mittelmeer.
Mit den Verhältnissen in Ägypten ist insbesondere auch
die Politologin Prof. Dr. Cilja Harders vertraut. Sie
untersuchte in verschiedenen Stadtteilen Kairos die
»urbane Armut und politische Partizipation«
. Harders leitet seit 2007 die Arbeitsstelle Politik
des Vorderen Orients an der Freien Universität Berlin
und war zuvor Wiss. Assistentin an der Uni Münster und
Juniorprofessorin in Bochum. Die Gesprächsleitung hat
der Osnabrücker Politikwissenschaftler und Friedensforscher
Prof. Dr. Ulrich Schneckener.
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