Friedensgespräch über Neue Medien und Jugendgewalt
Jeder neue Amoklauf an einer Schule wirft die Frage
wieder auf: Sind Killerspiele am Computer schuld daran?
Auch Wissenschaftler warnen, der häufige Aufenthalt
in digitalen Parallelwelten führe zu Fehlentwicklungen
und könne die Gewaltbereitschaft männlicher Jugendlicher
fördern. Im Rahmen des ersten Osnabrücker Friedensgesprächs
dieses Jahres laden Stadt und Universität zu Mittwoch,
7. April 2010, 19 Uhr, in den Ratssitzungssaal des Rathauses,
um in dem kontroversen Thema begründbare Positionen
zu beziehen.
»Ich bin der festen Überzeugung, dass wir in
Deutschland eine absolute Geisterdebatte führen, die
am Kern der Sache deutlich vorbei geht«, sagt
dazu der Gründer eines der erfolgreichsten deutschen
Spieleherstellers, der Turtle Entertainment GmbH aus
Köln, Alexander T. Müller. Der 34-jährige studierte
Volkswirtschaftler ist heute Managing Director des »e-Sport-Teams
SK Gaming«, einer internationalen Spielervereinigung.
Müller hält wenig von Verboten, die nicht durchsetzbar
seien. Er möchte dagegen »den verantwortungsvollen
Umgang mit dem Medium Computerspiel vorleben und auch
anderen zu einem kritischen Umgang verhelfen«,
wie er auf einer Internetseite der Bundeszentrale für
politische Bildung zitiert wird.
Prof. Dr. Christian Pfeiffer, Direktor des Kriminologischen
Forschungsinstituts Niedersachsen in Hannover, unterstreicht
dagegen, dass es »Aufgabe des Staates sei, einmal
Flagge zu zeigen und Spiele wie etwa Der Pate,
das bei uns ab 18 Jahren frei gegeben ist, strafrechtlich
zu verbieten«. Darüber hinaus gebe es »eine
Fülle von etwas weniger gewaltorientierten Spielen,
bei denen wir davon ausgehen, dass sie schädliche Wirkung
auf Kinder und Jugendliche entfalten.« Diese Spiele
müssten indiziert werden, geeignete Altersbeschränkungen
und Werbeverbote seien sinnvoll. Werde ein Spiel verboten
oder indiziert, bleibe der Bekanntheitsgrad niedrig.
Man mache damit »der Industrie klar, dass sie
sich auf ein risikoreiches Gelände begibt, wenn sie
extrem gewalthaltige Spiele produziert«. Die Industrie
riskiere »massive Gewinneinbrüche bis hin zu Verlusten«,
so Pfeiffer im Vorfeld einer Expertenanhörung im Bundestag.
Auch folgenden Fragen soll nachgegangen werden: Ist
es richtig, dass in Spielen vom Typ »Ego-Shooter«
nur das Gesetz des Stärkeren gilt, und dass Gewalt das
Mittel der Wahl ist? Und was geschieht mit der Fähigkeit
des Menschen zum Mitleiden, zur Empathie? Schließlich:
Was ist eigentlich der Reiz der Computerspiele? Können
Spieler hier besorgten Nicht-Spielern überhaupt Antworten
geben?
Das Friedensgespräch soll dazu dienen, in dieser teils
hitzigen Debatte gegenseitiges Verständnis zu ermöglichen
und möglichst konkrete Handlungsschritte zu beschreiben.
Die Leitung haben die Erziehungswissenschaftlerin Prof.
Dr. Beate Wischer und der Theologe Prof. Dr. Reinhold
Mokrosch, beide Universität Osnabrück.
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