Der britische Komponist Michael Tippett suchte nach
einer Antwort: Nachdem sich im November 1938 die Nachricht
von der sogenannten »Reichkristallnacht«
verbreitete, in der jüdische Bürger in Deutschland drangsaliert
und ermordet, ihre Ladengeschäfte und Synagogen verwüstet
und verbrannt worden waren, fasste er den Entschluss,
ein Oratorium zu komponieren. Hatten die Nazis als Grund
für ihre Judenpogrome »Vergeltung« für die
Ermordung des deutschen Diplomaten an der Pariser Botschaft,
Ernst vom Rath, durch den 17-jährigen Polen Herschel
(Hermann) Grynszpan angegeben, so widmete sich Tippett
genau diesem jungen Juden mit seinem musikalischen Werk
»A Child of Our Time«. 1941 schloss er es
ab, 1944 wurde es in London uraufgeführt.
Das »musica pro pace«-Konzert zum Osnabrücker
Friedenstag bringt das außergewöhnliche Chorwerk am
Donnerstag, 4. November 2010, 20 Uhr, in der Osnabrücker
Katharinenkirche zur Aufführung. Ausführende sind der
Universitätschor, der Kammerchor und das Symphonieorchester
der Universität Osnabrück sowie der Chor »Corona
Vocalis«. Solisten sind Sigrid Heidemann (Sopran),
Kathrin Brauer (Alt), Andreas Schön (Tenor), Sebastian
Kitzinger (Bass). Die Leitung hat Joachim Siegel. Eine
Einführung gibt apl. Prof. Dr. Stefan Hanheide.
Der Antisemitismus in Deutschland und Polen hatte 1938
dazu geführt, dass 17.000 Juden sich in keinem der beiden
Länder mehr aufhalten durften und nun im Grenzbereich
zwischen Deutschland und Polen auf freiem Feld in unzuträglichen
Zuständen leben mussten, darunter die Eltern Grynszpans
aus Hannover. Ihnen schrieb der Sohn am 7. Nov. 1938
aus Paris: »Meine lieben Eltern! Ich muss protestieren,
dass die ganze Welt meinen Protest erhört, und das werde
ich tun.«
Das Oratorium erinnert nicht nur an dieses Ereignis.
Es ist zugleich ein Votum gegen jegliche politisch motivierte
Gewalt bis in die Gegenwart. Eintritt: 7,50 Euro (nur
Abendkasse), Schüler und Studierende frei! Das Konzert
findet in Kooperation mit dem Förderkreis Osnabrücker
Friedensgespräche e.V. statt.
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