Neugierige Blicke zu den Nachbarn können nützlich sein:
Integrationspolitik einmal im Vergleich zu untersuchen,
ist die Idee des Friedensgesprächs am Dienstag, 27.
Oktober 2009, 19 Uhr. Dazu werden im Kongress-Saal der
OsnabrückHalle der nordrhein-westfälische Minister Armin
Lachet, der Amsterdamer Soziologe Paul Scheffer und
der in Dänemark lehrende Integrationsforscher Wolfgang
Zank über Erfahrungen mit unterschiedlichen Modellen
und Praktiken der Integration berichten und diskutieren.
Haben Gesellschaften, die als eher weltoffen oder
liberal gelten, ähnliche oder womöglich größere Probleme
mit der Integration von Einwanderern? Der Aufsehen erregende
Mord an dem niederländischen Rechtspolitiker Fortuyn
oder der Karikaturenstreit in Dänemark scheinen letzteres
nahezulegen. In allen europäischen Ländern sind Zuwanderung
und Integration zu Top-Themen der Politik geworden.
Allerdings unterscheiden sich die Rezepte, mit denen
interkulturellen Konflikten und einer drohenden Gesellschaftsspaltung
begegnet werden, beträchtlich.
Bundesinnenminister Schäuble initiierte 2006 die Deutsche
Islamkonferenz, bei der Vertreter muslimischer Organisationen
mit Politikern und Wissenschaftlern an einen Tisch gebracht
wurden, um Hindernisse der Integration im Konsens zu
überwinden. In den Niederlanden entstanden schon 30
Jahre früher ähnliche Gremien im Rahmen einer neuen
ethnischen Minderheitenpolitik. Dänemark betreibt seit
einem Jahrzehnt eine restriktive Zuwanderungs- und Integrationspolitik,
die von Mitte-Rechts-Regierungen ständig verschärft
wurde. In Deutschland steigen die Anforderungen an die
Einwanderer und ihre Familien: Die Einbürgerung ebenso
wie der Familiennachzug wird an das Bestehen entsprechender
Tests gebunden. Die Beibehaltung etwa der türkischen
Staatsangehörigkeit ist - anders als bei einer Herkunft
aus einem EU-Mitgliedsstaat - nicht möglich, wenn man
Deutsche / r werden möchte.
Sind weitere Forderungen an die Zuwanderer, die einen
schnelleren Spracherwerb oder eine bessere Unterstützung
von Einwandererkindern in der Schule zum Ziel haben,
sinnvoll und einlösbar?
Armin Laschet amtiert seit 2005 als Minister für Generationen,
Familie, Frauen und Integration in NRW. Der 1961 geborene
Jurist war Journalist, Chefredakteur und Verlagsleiter,
bevor er 1989 in Aachen Ratsherr wurde. Von 1994 bis
1998 war Laschet Bundestagsabgeordneter, von 1999 bis
2005 Mitglied des Europäischen Parlaments. Seit 2005
leitet er das Kuratorium des Essener Zentrums für Türkeistudien,
seit 2008 ist er Mitglied im Zentralkomitee der deutschen
Katholiken und im CDU-Bundesvorstand.
Paul Scheffer ist seit 2003 Professor für Stadtsoziologie
an der Universiteit van Amsterdam. Geboren 1954, studierte
er Psychologie und Politikwissenschaft und arbeitete
im Forschungsinstitut der Parteij van de Arbeid (PvdA).
Er ist auch Journalist und Buchautor. Sein Buch »Die
Eingewanderten. Toleranz in einer grenzenlosen Welt«
erschien 2008.
Wolfgang Zank studierte Geschichte, Wirtschaftswissenschaften
und Soziologie in Bochum, lehrt seit 1984 an dänischen
Universitäten und untersucht soziale und kulturelle
Integrationsprozesse. Er ist Professor für European
Studies an der Universität Aalborg und Journalist u.a.
für DIE ZEIT.
Das in Kooperation mit dem Jean Monnet Centre of Excellence
in European Studies der Universität stattfindende Friedensgespräch
wird geleitet von Dr. Daniela De Ridder.
|