Erstmals im Kreishaus am Schölerberg findet am Samstag,
den 3. Oktober, 11 Uhr, das diesjährige Osnabrücker
Friedensgespräch zum Tag der Deutschen Einheit statt.
Stadt, Universität und Landkreis laden gemeinsam zu
dieser Veranstaltung ein.
Seit Beginn stehen die Friedensgespräche an diesem
Tag unter dem Motto »Europa sieht Deutschland«
und präsentieren namhafte Referenten aus den europäischen
Nachbarländern, die ihre Sicht auf das seit 1990 wiedervereinigte
Deutschland darlegen. Unter dem Titel »Ungarns
Weg in die Europäische Gemeinschaft« wird Dr.
István Hiller, Minister für Bildung und Kultur der Republik
Ungarn, den Festvortrag in deutscher Sprache halten.
Dabei wird auch die Entwicklung des Verhältnisses Ungarns
zu Deutschland in den vergangenen zwei Jahrzehnten zur
Sprache kommen. Eine Einführung wird Prof. Dr. György
Széll von der Universität Osnabrück geben, der auch
die anschließende Diskussion mit dem Publikum moderieren
wird.
Die von vielen Menschen lange ersehnte Überwindung
der Systemgrenzen zwischen Ost und West begann vor 20
Jahren. Sie nahm ihren Anfang in Ungarn, wo am 27. Juni
1989 der damalige Außenminister und spätere Ministerpräsident
Gyula Horn zusammen mit seinem österreichischen Amtskollegen
Mock symbolisch die Grenze durchschritt. Bald darauf,
am 19. August, sollte es einer großen Zahl von DDR-Bürgern
gelingen, in Form eines als »paneuropäisches Picknick«
angekündigten Massenspaziergangs den gleichen Weg zu
gehen. Im September 1989 öffnete Ungarn seine Grenzen
für DDR-Bürger endgültig. Schon im Oktober 1989 trat
in Ungarn eine neue Verfassung als Grundlage einer demokratischen
Republik in Kraft. 1990 fanden die ersten freien Parlamentswahlen
Ungarns seit 1947 statt.
1999 wurde Ungarn Mitglied der NATO, und im Jahr 2004
gehörte es zu einer Gruppe von zehn Staaten, die als
neue Mitglieder in die Europäische Union aufgenommen
wurden. Seither verläuft die politische und wirtschaftliche
Entwicklung für die Ungarn nicht immer geradlinig: Problematische
Regierungsbildungen, politische Vertrauenskrisen und
rechtsextreme Parteien gefährden die politische Stabilität.
Ein starker Importüberschuss, anhaltende Haushaltsdefizite
und die jüngste Finanzkrise werfen Schatten auf die
ökonomische Situation des Landes.
Dr. István Hiller Dr. István Hiller amtiert seit 2006
als Minister für Bildung und Kultur. Der 1964 im ungarischen
Sopron geborene Historiker studierte in Budapest und
von 1986 bis 1987 in Heidelberg. 1990 promovierte er
am Lehrstuhl für Ungarische Geschichte im Mittelalter
und in der Frühen Neuzeit der Budapester Universität.
Bis 2002 war er dort auch als Dozent tätig. Das Jahr
1989 brachte Hiller in die Politik: Er wurde Mitbegründer
der Ungarischen Sozialistischen Partei MSZP, in der
er verschiedene Funktionen wahrnahm, so von 2004 bis
2007 den Parteivorsitz. Im Jahr 2002 zum Staatssekretär
im Ministerium für Bildung berufen, war er von 2003
bis 2005 Minister für Nationales Kulturerbe.
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