Das erste Friedensgespräch des Jahres widmet sich am
Mittwoch, 4. März, um 19 Uhr im Ratssitzungssaal des
Rathauses dem Thema Kinderarmut. Auf dem Podium diskutieren
Mechthild Ross-Luttmann, die amtierende Niedersächsische
Ministerin für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit,
Ekin Deligöz MdB, die Vorsitzende der Bundestags-Kommission
zur Wahrnehmung der Belange der Kinder im Bundestag
und stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend, sowie der Kölner
Politikwissenschaftler Prof. Dr. Christoph Butterwegge.
Berichte über Kinder, die unter materieller Not, sozialer
und gesundheitlicher Vernachlässigung oder unter Gewalt
von Erwachsenen leiden, sorgen immer wieder für Aufsehen.
Auch die Frage der Chancengleichheit im Erziehungs-
und Bildungssystem ist aktuell geblieben oder hat sich
noch verschärft. Die Verantwortung für eine wirkungsvolle
Armutsbekämpfung im Hinblick auf hilfebedürftige und
Not leidende Kinder wird dennoch oft zwischen Eltern,
Behörden, Wohlfahrtsträgern und Politik hin und her
geschoben.
An Erklärungen guter Absichten mangelt es allerdings
nicht. Niedersachsens Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann
sagt: »Kinder dürfen im Alltag nicht durch Arbeitslosigkeit
der Eltern oder andere Notsituationen benachteiligt
oder ausgegrenzt werden. Ich will, dass Kinder alle
Chancen auf bestmögliche Entwicklung haben. Sie sollen
unabhängig vom Geldbeutel der Eltern möglichst sorgenfrei
aufwachsen können.« Auf ihre Initiative hin entstand
so ein »Niedersächsisches Bündnis für alle Kinder«
in Kooperation mit Kirchen, Kinderschutzbund, Wohlfahrts-
und Familienverbänden, Kommunen, Gewerkschaften und
Unternehmen.
Auch die seit 1988 im Bundestag bestehende Kommission
zur Wahrnehmung der Belange der Kinder, kurz: Kinderkommission,
die derzeit von der GRÜNEN-Abgeordneten Ekin Deligöz
geleitet wird, steckt sich hohe Ziele: »Die Kinderkommission
will im besten Sinne des Wortes parlamentarische und
außerparlamentarische Interessenvertretung für Kinder
sein und kinderpolitische Signale setzen«, lautet
der Anspruch der 5 Parlamentarierinnen aus allen Fraktionen.
Aber welche Wege geht die Hilfe? Der Kölner Armutsforscher
Christoph Butterwegge ist skeptisch: »Floskelhafte
Bekenntnisse zur Gerechtigkeit sind keine Lösung, wenn
man die tiefe Spaltung der Gesellschaft beenden und
der Herausbildung von Parallelwelten (Suppenküchen hier
- Reichenghettos dort) begegnen will.«
Er beschreibt die Armut bei Kindern als relativ, sie
sei mit der Not der Kinder in der Dritten Welt kaum
zu vergleichen. Dort drohe Hunger, hier eher gesellschaftlicher
Ausschluss: »Je stärker Bildung, Freizeit und
Kultur ökonomisiert, privatisiert bzw. kommerzialisiert
werden, umso mehr manifestiert sich (Kinder-)Armut in
fehlender Chancengleichheit«.
Das Friedensgespräch wird geleitet von Dr. med. Ludwig
Schulze, Oberarzt am Kinderhospital Osnabrück und Vorsitzender
des Kinderschutzbundes Osnabrück.
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