Unter freiem Himmel wird am Dienstag, 16. Juni , 20
Uhr, in einer ureigenen, speziell auf den historischen
Ort der Varus-Schlacht abgestimmten Inszenierung ››Der
Tribun‹‹ im Park des Museums Kalkriese aufgeführt. Das
Stück des 2008 verstorbenen Komponisten Mauricio Kagel
hinterfragt die Typologie des politischen Verführers
und damit des Verführens, der Demagogie, der kalkulierten
Emotionalität, der zynischen Hinwendung an die Trieb-
und Instinktnatur des Menschen.
»Der Tribun« ist ein Stück für einen politischen
Redner, Marschkapelle und Lautsprecher aus dem Jahre
1978/79. Thomas Schneider vom Theater Osnabrück wird
in der szenischen Einrichtung von Regisseur Matthias
Otto den Tribun darstellen. Die geprobte Rede des Staatsführers
ist eine teilweise dilettantisch improvisierte Belobigung
seiner eigenen Staatsführung als auch der Leistungen
seines Volkes - eine einzige Aneinanderreihung banalster,
oft wiederholter politischer Floskeln. Die Märsche,
die in die Szene involviert sind, klingen zwar wie bekannte
Marschmusik, folgen aber einem veränderten Gestus: Rhythmische
Verschiebungen und Verzerrungen machen es schlicht unmöglich,
nach dieser Musik zu marschieren und Kriege zu führen.
Auch Töne verführen: Der aufmunternde, motivierende
Charakter der Marschmusik wird musikalisch verfremdet,
mit präziser Ungenauigkeit professionell amateurhaft
dargeboten, sozusagen demoliert - der Marsch und die
Marschierenden kommen aus dem Tritt. Die äußerst kontrastierenden
››Fanfanfaren‹‹ für vier Trompeten zum Auftakt der Inszenierung
sind Kagels eigene Interpretation dieses Genres und
als ironische Reflexion zu verstehen. Der Titel "Tribun"
weist in die römische Antike. Heute stehen eher andere
"Tribunen" im Fokus, entweder diejenigen der europäischen
Geschichte des 20. Jahrhunderts oder gegenwärtige Demagogen
in Afrika, Amerika oder Asien. Aber auch manche deutsche
Wahlkampfrede klingt in Kagels Werk an. Die - tonangebende
- Blaskapelle wird vom Verein pro musica unter Leitung
von Peter Harbaum gestellt. Die Tongestaltung besorgt
Thorsten Alich. Die Veranstaltung ist ein Projekt des
»pro musica Osnabrück e.V.« im Rahmen der
von apl. Prof. Dr. Stefan Hanheide geleiteten Konzertreihe
»musica pro pace» der »Osnabrücker
Friedensgespräche« von Stadt und Universität Osnabrück.
Prof. Hanheide wird einführend kurz über die Hintergründe
und Zusammenhänge des Werkes informieren.
Zu danken ist der VARUSSCHLACHT im Osnabrücker Land
GmbH für freundliche Unterstützung und dem Landschaftsverband
Osnabrücker Land e.V. für finanzielle Förderung. Eintrittskarten
sind im Vorverkauf im Theater am Domhof (Tel. 76 000),
bei der Tourist-Information, Bierstraße 22-23 (Tel.
323-2202) und an der Museumskasse Kalkriese (Tel. 05468
9204-200) zum Preis von 11,00 Euro erhältlich, an der
Abendkasse für 12,00 Euro. Bühne und Zuschauerränge
sind überdacht, die Gastronomie ist geöffnet.
Die Osnabrücker Friedensgespräche bieten in Kooperation
mit den Stadtwerken einen kostenlosen Bus-Transfer von
und nach Osnabrück an; Abfahrt vom Museum Felix-Nussbaum-Haus,
Lotter Str. 2, um 18 Uhr, Beginn der Rückfahrt gegen
22 Uhr. (Platzreservierung erbeten unter Tel. 0541 969
4668 oder per E-Mail unter ofg@uni-osnabrueck.de.
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