Am 8. Januar 2002 wurden die ersten deutschen Vorauskräfte
nach Afghanistan in Marsch gesetzt, nach dem die USA militärisch
den Sturz des dortigen Taliban-Regimes herbeigeführt hatten.
Dies war zur Voraussetzung dafür erklärt worden, um die Terroristen
des Al-Quaida-Netzes um Osama Bin Laden erfolgreich bekämpfen
zu können. Am 22. Dezember 2001 erteilte der Bundestag das
Mandat für die Beteiligung der Bundeswehr an der "International
Security Assistance Force" (ISAF), deren Aufstellung der UN-Weltsicherheitsrat
zwei Tage zuvor beschlossen hatte. Sechs Jahre später schreibt
sich die Bundeswehr »ein verstärktes Engagement für
den zivilen Wiederaufbau und verstärkte Unterstützung bei
Aufbau und Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte«
auf die Fahnen, und Bundesverteidigungsminister Jung verordnet
der Truppe weitere »fünf bis zehn Jahre«, bevor
die Bundeswehr in Afghanistan entbehrlich sei.
Wiederholt aber haben Raketenangriffe, Sprengstoff-Fallen
und Selbstmordattentate gezeigt, dass in Afghanistan Krieg
geführt wird und die derzeit dort stationierten rund 3.000
deutschen Soldaten zunehmend davon beeinträchtigt sind. Mehr
als 25 Soldaten kostete der Aufenthalt bisher das Leben. Ab
Juli werden zusätzlich Kräfte der Bundeswehr-Panzerbrigade
21 als Schnelle Eingreiftruppe (QRF) der Nato in Afghanistan
operieren. Von den Alliierten wurde mehrfach eine Ausweitung
des Mandats für die Bundeswehr auf den Süden des Landes wurde
gefordert.
Die Ernüchterung über bevorstehende Kampfaufträge hat das
Ziel eines zivilen Wiederaufbaus zweitrangig werden lassen.
Eine Diskussion um die Ziele dieses Einsatzes, die dafür zur
Verfügung stehenden Mittel und die Erfolgsaussichten hat begonnen.
Stadt und Universität laden zu einem Friedensgespräch am Mittwoch,
11. Juni 2008, um 19 Uhr ins Rathaus ein.
»Was ich kritisiere, ist, dass wir diese Entscheidung,
ob wir nach Afghanistan gehen sollen oder nicht, in Deutschland
praktisch nicht diskutiert haben. Die Formel von Herrn Struck
[›Die deutsche Sicherheit wird auch am Hindukusch verteidigt‹]
ist bei uns nie ernsthaft diskutiert worden«, sagte
Horst Teltschik, der langjährige Leiter der Münchener Sicherheitskonferenz.
Horst Teltschik war enger Berater von Bundeskanzler Helmut
Kohl - von den frühen 1980er Jahren bis durch die Zeiten von
Wende und Vereinigung beider deutscher Staaten. Seit 1999
leitete er die Münchner Konferenz für Sicherheitspolitik,
die alljährliche Gelegenheit zu öffentlichkeitswirksamen Ankündigungen
wie auch zu persönlichen Begegnungen und vertrautem Austausch
für die Mächtigen dieser Welt.
Als Gesprächspartner wird Oberst Bernhard Gertz erwartet,
der als Vorsitzender des Deutschen Bundeswehr-Verbandes für
die Interessen der Soldaten spricht. In dieser Funktion hat
auch Gertz Vorbehalte gegen den Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan
geäußert. Er kritisierte den Einsatz von Tornado-Aufklärungsflugzeugen
im Süden Afghanistans als Überschreitung des bisherigen Mandats
der Truppe, und er warnte vor Ausrüstungsmängeln der Soldaten
der Schnellen Eingreiftruppe.
Dritter Teilnehmer des von Prof. Dr. Roland Czada (Uni Osnabrück)
moderierten Podiums ist Dr. Conrad Schetter, Wissenschaftler
am Zentrum für Entwicklungsforschung der Universität Bonn.
Schetter leitet die Forschungsgruppe »Governance and
Conflict«. Er führte mehrere Untersuchungen zu Regierungshandeln
und ethnischen Konflikten in Afghanistan durch und veröffentlichte
u.a. eine »Kleine Geschichte Afghanistans« (2004).
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