Am Donnerstag, 10. Mai, diskutieren ab 19 Uhr in der Aula
des Osnabrücker Schlosses drei ausgewiesene Experten über
den Umgang mit der Gefahr des Rechtsextremismus in Deutschland.
Uwe Karsten Heye, ehemaliger Regierungssprecher Bundeskanzler
Schröders und aktuell Chefredakteur der SPD-Parteizeitung
»Vorwärts«, hatte im Mai 2006 ausländische Besucher
der Fußball-WM vor dem Besuch »bestimmter Gebiete Ostdeutschlands«
wegen drohender Übergriffe durch rassistische Gewalttäter
gewarnt. Diese »Nestbeschmutzung« nahmen viele
übel, so wie allgemein das Anwachsen rechtsradikaler Gruppen
in Ostdeutschland aus Hilflosigkeit häufig kleingeredet wird.
Tatsächlich ist die Anzahl der im Umfeld rechter Gruppierungen
verübten Gewalttaten bundesweit angestiegen. Rassistische
Schmierereien im Stadtbild, von Fremdenhass erfüllte Sprechchöre
in Fußballstadien und eine erschreckende Zahl gewaltsamer
Übergriffe kennzeichnen die schleichende Infiltration öffentlicher
Räume und Debatten durch scheinbar unbelehrbare Sympathisanten
der NS-Diktatur. Die demonstrative Zurschaustellung rechtsradikaler
Einstellungen im Bekenntnis zu »rechter« Musik
und im subkulturellen Nazi-»Styling« bilden dabei
oft eine Fassade der Verstrickung in kriminelle Handlungen.
Niedersachsen steht im Westen mit an der Spitze bei rechtsextrem
motivierten Straf- und Gewalttaten. Rechtsradikalen wurden
im Jahr 2005 hier 119 Gewaltdelikte zur Last gelegt. Ein neues
Image suchen die Rechten zudem als parlamentarische Oppositionsparteien,
die von einer wachsenden Politikverdrossenheit der Bevölkerung
profitieren wollen.
Der Politologe Jürgen W. Falter von der Universität Mainz
beurteilt die Verbreitung rechtsextremen Gedankenguts in der
Bevölkerung aus eigener Wahl- und Parteienfor-schung. Von
ihm sind Auskünfte zu den neuesten Trends und Tendenzen zu
erwarten, wie auch zu den Wirkungen bereits ergriffener Maßnahmen
gegen »Rechts«.
Jörg Schönbohm, Innenminister und stellvertretender Ministerpräsident
Brandenburgs, wird als verantwortlicher Landespolitiker auf
dem Podium kritisch befragt werden. Für sein Land, das als
Hinterland der Hauptstadt Berlin unter besonderer Beobachtung
steht, kann er auf längerfristige Aktivitäten im Kampf gegen
Rechts verweisen und Erfolge präsentieren. Neben der Frage
nach den Ursachen des Aufschwungs der Rechten soll das Friedens-gespräch
auch die Frage erörtern, ob die heutigen Mittel der Demokratie
gegen die Gefahr des Rechtsradikalismus hinreichen oder ob
Parteienverbote und andere repressive Maßnahmen ergriffen
werden müssen.
Die Gesprächsleitung hat Prof. Dr. Roland Czada von der Universität
Osnabrück.
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