Sie zählen zum politischen Urgestein der Republik und haben
selbst schon viele Krisen überstanden: Franz Müntefering,
ehemaliger Parteivorsitzender der SPD und jetziger Bundesminister
für Arbeit und Soziales, und Kurt Biedenkopf, der als Ministerpräsident
des Freistaates Sachsen in den Jahren 1990 bis 2002 ein hohes
Amt innehatte.
Beide konnten wiederholt Akzente in der politischen Debatte
setzen. Biedenkopf erhielt als einer der Lehrmeister des »Aufschwungs
Ost« in Sachsen den Beinamen »König Kurt«.
Müntefering machte mit seiner Schelte international agierender
Kapitalgesellschaften als »Heuschrecken« von sich
reden. Das Thema des Friedensgesprächs am Mittwoch, 25. Oktober,
ab 19.30 Uhr im Kongress-Saal der Stadthalle sind die Perspektiven
der Marktwirtschaft in einer zunehmen globalisierten Welt,
in der der Zustand der Krise zum Normalfall zu werden droht.
Die westlichen Industriestaaten erscheinen besonders anfällig:
Das internationale Banken-, Währungs- und Kreditsystem gilt
als fragil; von Menschen gemachte Umwelt-Katastrophen, das
drohende Versiegen von Energie- und anderen Ressourcen und
soziale Missstände nähren Zweifel an der Zukunftsfähigkeit
des Kapitalismus.
Die Wege beider Diskutanten haben sich wiederholt gekreuzt:
Der 1940 geborene Franz Müntefering begann als Kaufmännischer
Angestellter in der metallverarbeitenden Industrie Nordrhein-Westfalens.
Dort nahm er auch vielfältige kommunal-, landes- und bundespolitische
Funktionen wahr, darunter als Bundestagsabgeordneter von 1975
bis 1992 und seit 1998. 1992 bis 1995 war er Minister für
Arbeit, Gesundheit und Soziales in NRW und 1998 bis 1999 Bundesminister
für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen.
Der SPD war »Münte« 1995 bis 1998 als Bundesgeschäftsführer,
von 1999 bis 2002 als Generalsekretär, von 2002 bis 2005 als
Fraktionsvorsitzender im Bundestag und von 2004 bis 2005 als
Parteivorsitzender verbunden. Als Stellvertreter von Kanzlerin
Merkel ist er Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland.
Kurt Biedenkopf, 1930 geboren, studierte Politikwissenschaft,
Rechtswissenschaften und Volkswirtschaftslehre und war nach
seiner Promotion 1958 Universitätsdozent in Frankfurt und
Tübingen. 1964 wurde er Ordinarius für Handels-, Wirtschafts-
und Arbeitsrecht an der Ruhruniversität Bochum, dann von 1967
bis 1969 deren Rektor.
Ab 1970 war Biedenkopf Mitglied der Geschäftsführung des Chemiekonzerns
Henkel. 1973 bis 1977 wirkte er als Generalsekretär der CDU,
ab 1976 als Bundestagsabgeordneter und wirtschaftspolitischer
Sprecher der CDU/CSU-Fraktion. 1980 bis 1988 war er Mitglied
des Landtages von NRW. 1990 ging er als Gastprofessor für
Wirtschaftspolitik an die damalige Karl-Marx-Universität in
Leipzig und stieg in die dortige Landespolitik ein. Nach seinem
Rückzug als Ministerpräsident engagiert sich Biedenkopf u.a
im Kuratorium der privaten Hertie School of Governance in
Berlin.
Die Diskussion wird geleitet von Prof. Dr. Roland Czada
und Prof. Dr. György Széll von der Universität Osnabrück.
Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt ist frei.
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