Er hat eine interessante Biografie: der 1946 in der Tschechoslowakei
geborene, heutige Europaabgeordnete Milan Horácek. 1968 verließ
er sein Heimatland als politischer Flüchtling. Wegen "politischer
Unzuverlässigkeit" hatte er dort seinen Militärdienst in einem
Strafbataillon ableisten und entsprechende weitere Drangsale
bestehen müssen. Im Westen fasste Horácek, der als Elektromonteur
seinen Lebensunterhalt verdiente, bald in Frankfurt Fuß, fand
politische Freunde in Gewerkschaftskreisen und Netzwerken
anderer tschechoslowakischer Exilierter. Er betätigte sich
als Zeitungsjournalist, gründete eine eigene Zeitschrift ("Listy")
und begann ein Politologiestudium. Er engagierte sich in der
Ökologiebewegung seit ihren Anfängen und im Gründungsprozess
der grünen Partei. Als Stadtverordneter in Frankfurt/Main
übernahm er 1981 bis 1983 ein öffentliches Mandat, bevor er
als Abgeordneter der GRÜNEN in den Bundestag einzog und Mitglied
im Ausschuss für Auswärtige Angelegenheiten wurde. Er »rotierte«
1985 in die Funktion eines Fraktionsreferenten für Außen-
und Sicherheitspolitik, Menschenrechte und Ost-Europa. Im
Zuge des politischen Wandels auch in der Tschechoslowakei
wurde 1990 die 1978 erfolgte Ausbürgerung Horáceks zurückgenommen.
Darüber hinaus wurde er von Vaclav Havel in dessen Beratergremium
berufen. Von 1991 bis 2004 vertrat Horácek dann die GRÜNEN-nahe
Heinrich Böll Stiftung in Prag. 2004 kandidierte er für seine
Partei in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt als Abgeordneter
für das Europäische Parlament und wurde gewählt. Hier ist
er Mitglied im Unterausschuss für Menschenrechte und stellvertretendes
Mitglied im Auswärtigen- und Landwirtschaftsausschuss.
Milan Horácek konnte gewonnen werden, im Rahmen der Osnabrücker
Friedensgespräche am 3. Oktober, 11 Uhr, im Rathaus den Festvortrag
zum Tag der Deutschen Einheit zu halten. Das Thema lautet:
"Europa sieht Deutschland: Tschechien und die Deutschen -
16 Jahre nach der Einheit". Der tschechische Präsident Václav
Klaus, der zu Jahresbeginn noch zugesagt hatte, bedauerte
jetzt, wegen einer neu terminierten Asienreise nicht nach
Osnabrück kommen zu können. Die Einführung und Leitung der
anschließenden Diskussion übernimmt die Politikwissenschaftlerin
Prof. Dr. Andrea Lenschow von der Universität Osnabrück.
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