Das zweite diesjährige Osnabrücker Friedensgespräch steht
für Dienstag, den 6. Juni um 19 Uhr im Rathaus bevor. Anlass
sind diesmal die Ausschreitungen zwischen Jugendlichen und
der Polizei, die im Herbst 2005 und in diesen Tagen erneut
die französische Öffentlichkeit erschütterten.
Brennende Autos in den Vorstädten künden womöglich von neuen,
schärferen sozialen Auseinandersetzungen mit Teilen der Gesellschaft,
die sich ausgegrenzt und chancenlos fühlen. Die Ereignisse
in Frankreich hatten sich aufgeschaukelt, nachdem zwei Jugendliche,
von der Polizei verfolgt, zu Tode kamen. Die Ordnungskräfte
gerieten in die Kritik und ebenso die Perspektivlosigkeit
vieler Jugendlicher besonders aus Einwandererfamilien. Die
»banlieue«, die Pariser Vorstädte, wurde zum Synonym
für das Abgeschriebensein sozial kaum integrierter Bevölkerungsteile,
mit deren Protest künftig zu rechnen sei.
Politiker und Sozialwissenschaftler müssen sich indessen
heute auf eigene Erfahrungen vor Ort stützen sowie auf vergleichende
und Einzelfalluntersuchungen, um die Frage zu beantworten,
ob gewaltförmige Proteste auf den Straßen vermehrt auch in
unseren Städte zu erwarten sind. Einwanderung, soziale Deklassierung,
architektonische und ästheti-sche Unwirtlichkeit der Stadträume
gehören wie in ganz Europa auch zur Wirklichkeit deutscher
Großstädte. Hinzu kommen vielerorts die Vernachlässigung oder
gar der Ausverkauf städtischer Infrastruktur. Intensiv wird
daher die Frage verfolgt, was die Qualität urbanen Lebens
ausmacht und wie die ideale Stadt heute auszusehen hätte.
Die Perspektiven für unsere Städte diskutieren der Oberbürgermeister
der Landeshauptstadt Hannover, Dr. Herbert Schmalstieg, der
auch Vizepräsident des Deutschen Städtetages ist, sowie Dr.
Marianne Rodenstein, Professorin für Soziologie und Sozialpolitik
mit dem Schwerpunkt Stadt-, Regional- und Gemeindeforschung
in Frankfurt/Main, und Dr. Hartmut Häußermann, Professor für
Stadt- und Regionalsoziologie sowie Sprecher des Georg-Simmel-Zentrums
für Metropolenfor-schung an der Humboldt-Universität Berlin.
Das Friedensgespräch wird von Dr. des. Daniela De Ridder
von der Fachhochschule Osnabrück geleitet und ist zugleich
Teil des Rahmenprogramms des 26. Internationalen Hansetages
in Osnabrück.
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