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Presseinformation
21. April 2005
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Um Kopf und Tuch?
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Friedensgespräch über kulturelle Vielfalt
und Grenzen der Duldsamkeit |
Das ›Kopftuch‹-Urteil des Deutschen Bundesverfassungsgerichts
aus dem Jahr 2003 gab der Debatte um den Umgang mit der zunehmenden
kulturellen Differenzierung in Deutschland neue Anstöße. Inzwischen
hat der Ausbruch von Gewalt - nicht länger diejenige gegen Migranten,
sondern nun die durch radikalisierte Migranten selbst - fast
einen Stimmungsumschwung herbeigeführt: Der Mord an dem Niederländer
Theo van Gogh und weitere sogenannte ›Ehrenmorde‹ an Frauen
aus muslimischen Familien in Deutschland und in der Türkei haben
in der öffentlichen Meinung weitreichende Wirkungen gehabt.
Die Frage nach den Grenzen der Duldsamkeit der Gesellschaften
in Mitteleuropa scheint neu aufgeworfen. Der verfassungsmäßige
Schutz der Privatsphäre des Einzelnen, die freie Religionsausübung,
die Freiheit der Äußerung in weltanschaulicher und politischer
Hinsicht, die Gleichberechtigung der Geschlechter und der geschlechtlichen
Orientierungen stehen dabei grundsätzlich außer Zweifel. Dennoch
werden Forderungen nach Grenzziehungen laut.
Im Rahmen der Osnabrücker Friedensgespräche diskutieren der
Unternehmensberater, Medienmanager und frühere Bundespolitiker
Manfred Lahnstein und der Verfassungsrechtler Ernst Gottfried
Mahrenholz am Dienstag, 26. April 2005, 19 Uhr in der Aula der
Universität im Schloss. Moderiert wird die Veranstaltung von
der Frauenbeauftragten der Fachhochschule Osnabrück, der Sozialwissenschaftlerin
Daniela De Ridder.
»Deutschland hat eine Aufgabe, die es in seiner Geschichte bisher
nie gehabt hat, nämlich 3,5 Millionen Moslems zu integrieren
und nicht zu desintegrieren«, sagt Ernst G. Mahrenholz. Manfred
Lahnstein stellt demgegenüber die Frage nach den »Grenzen
der Duldsamkeit« insbesondere gegenüber dem Islamismus:
»Gefährlich werden kulturelle Identitäten, wenn sie religiös
begründet, intolerant und aggressiv vertreten werden«.
Die Bürger müssten auch im Alltag die »offene und tolerante
Werteordnung« gegen Intoleranz und postmoderne Beliebigkeit
verteidigen, forderte Lahnstein. Manfred Lahnstein kam 1973
ins Bundeskanzleramt, wechselte ins Finanzministerium und war
1982 Bundesminister der Finanzen im Kabinett Helmut Schmidt.
1983 wurde er in den Vorstand der Bertelsmann AG berufen, von
1994 bis 1998 war er dort Mitglied des Aufsichtsrates.
Lahnstein ist seit 1994 Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft.
Der Jurist Ernst Gottfried Mahrenholz war von 1965 bis 1970
Direktor des NDR-Funkhauses in Hannover. Zunächst Chef der Niedersächsischen
Staatskanzlei, war er von 1974 bis 1976 Niedersächsischer Kultusminister.
1981 wurde er zum Richter am Bundesverfassungsgericht berufen,
1987 zu dessen Vizepräsidenten. Seit 1994 ist der Professor
an der Universität Frankfurt auch als Experte für die Fachgebiete
Rundfunk- und Presserecht sowie Verfassungsrecht in Karlsruhe.
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