Der nach den Anschlägen in den USA ausgerufene »Kampf
gegen den internationalen Terrorismus« wird, so ist
zu befürchten, mehr und mehr zum beherrschenden Dauerzustand
der Weltpolitik.
Die deutsche Außenpolitik ebenso wie die Arbeit von Nicht-Regierungsorganisationen
war bisher durch vielfache friedliche Einsätze zur Durchsetzung
und Stärkung der Menschenrechte und schnelle humanitäre Hilfeleistungen
in Fällen existenzieller Not gekennzeichnet. Aktuell zeigen
sich aber viele Erschwernisse: Krisengebiete, in denen Hilfe
nötig wäre, sind gefährlich und sogar unzugänglich geworden.
Menschenrechte stehen unter dem Vorbehalt, dass ihre Gewährung
Terroristen Vorteile verschaffen könnte. Regierungen in Ost
und West lassen einander freie Hand bei rechtlich zweifelhaften
Gewaltmaßnahmen gegen Terrorverdächtige in der Reichweite
ihrer Macht, sei es in Tschetschenien, Irak oder Guantanamo.
In den USA, aber auch in den Staaten Europas hat ein Sicherheitsdenken
Einzug gehalten, das seinerseits Ängste hervorruft: Bürgerrechtsorganisationen
machen auf massive Veränderungen rechtlicher Grundsätze aufmerksam
und warnen vor Beschädigungen der Rechtsstaatlichkeit. Hilfsorganisationen
fürchten um die Grundlagen für ihre Arbeit.
Am Donnerstag, 22. April 2004, 19 Uhr, wird diese Problematik
im Rahmen eines Osnabrücker Friedengesprächs im Ratssitzungssaal
des Rathauses erörtert. Gäste sind: Barbara Lochbihler, seit
1999 Generalsekretärin der deutschen Sektion von amnesty international,
und Dr. Rudolf Seiters, der nach langen Jahren in der Bundespolitik
vor wenigen Monaten zum Präsidenten des Deutschen Roten Kreuzes
gewählt wurde. Befragt von Prof. Dr. Roland Czada von der
Universität Osnabrück, werden beide die Perspektive der von
ihnen vertretenen Organisationen erläutern, die für durchaus
unterschiedliche Ziele und Strategien in humanitären und menschenrechtlichen
Belangen stehen. Weiter wird untersucht werden, wie sich mögliche
negative Folgen des Anti-Terror-Kampfes für unsere Gesellschaften
auswirken und wie ihnen zu begegnen ist.
Barbara Lochbihler war nach einem Studium der Sozialpädagogik,
Politikwissenschaften, Volkswirtschaft und des Internationalen
Rechts 1987 bis 1991 als Parlamentsreferentin im Bayerischen
Landtag tätig und anschließend Generalsekretärin der Internationalen
Frauenliga für Frieden und Freiheit in Genf.
Rudolf Seiters, geboren 1937 in Osnabrück, war nach dem Studium
der Rechts- und Staatswissenschaften seit 1969 Bundestagsab-geordneter
und langjähriger Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion,
später Bundesminister für besondere Aufgaben, Chef des Bundeskanzleramtes
und 1991 bis 1993 Bundesminister des Innern. 1998 bis 2002
amtierte er als Erster Vizepräsident des Deutschen Bundestages.
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