Presseinformation,
30. Mai 2002 Nachdem jüngst auch in Belgien ein Gesetz zur Regelung der aktiven Sterbehilfe in Kraft getreten ist, scheint nun in Deutschland die Möglichkeit näher zu rücken, dass Schwerstkranke mit ärztlicher Hilfe Ihr Leben auf eigenen Wunsch legal beenden können. Die ethischen Grundlagen einer solchen Sterbehilfe bleiben indessen umstritten: Vor dem Hintergrund der Euthanasie-Morde während der Zeit des Nationalsozialismus begegnet eine neue gesetzliche ›Lizenz zum Töten‹ stärksten Vorbehalten. Juristen und Mediziner sehen ihren Berufsstand in einen unheilvollen historischen Zusammenhang gestellt. Mediziner antworten auf die Forderung nach einer legalen Möglichkeit zur Sterbehilfe mit dem Hinweis auf eine hoch entwickelte Palliativmedizin, mit der Schwerstkranken und Sterbenden wirkungsvoll geholfen werden könne, ohne dass Ärzten zugemutet würde, ihren Patienten den Tod zu bringen. Aus christlicher Sicht scheint die Ehrfurcht vor dem gottgegebenen Leben eine vom Gebot der Barmherzigkeit geleitete Sterbehilfe ebenfalls zu verbieten. Beim Friedensgespräch am Donnerstag, den 6. Juni um 19 Uhr in der Aula der Universität im Schloss kommen zu diesen ethischen Grenzfragen vor allem auch die unterschiedlichen Auffassungen in Deutschland und in Holland zur Sprache, wo es die legale Sterbehilfe bereits gibt. Die dazu eingeladene niederländische Gesundheitsministerin Borst-Eilers, die in Den Haag auch als stellvertretende Ministerpräsidentin amtiert und wegen anderer Verpflichtungen unabkömmlich ist, wird durch den Staatssekretär und Berater bei der Gesetzgebung zur Sterbehilfe, den Juristen und Medizinethiker Dr. Jacob Jan Frederik Visser vertreten. Visser war u.a. langjährig in der Gesundheitsaufsicht tätig und leitete eine gemeinnützige Stiftung, zu der auch ein großes Pflegeheim und zwei Seniorenheime gehören. Diskussionspartnerin beim Friedensgespräch ist die Landesbischöfin der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Dr. Margot Käßmann, die zum Thema Sterbehilfe schon mehrfach deutlich kritisch Position bezogen hat. Nach Lehraufgaben an der Kirchlichen Hochschule Leipzig, der Universität Marburg und der Evangelischen Akademie Hofgeismar übernahm Frau Dr. Käßmann 1994 das Generalsekretariat des Deutschen Evangelischen Kirchentages, bevor sie 1999 in das Amt der Evangelischen Bischöfin nach Hannover berufen wurde. Die Gesprächsleitung hat Prof. Dr. Reinhold Mokrosch von der Universität Osnabrück. |