Presse-Information,
9. Juni 2000
Europa
im Spannungsfeld zwischen den USA und Russland
Friedensgespräch mit Egon Bahr
Egon
Bahr kommt für Kofi Annan nach Osnabrück
Für
Anfang Juli hatte UN-Generalsekretär Annan seine Teilnahme am Friedensgespräch
»Die Vereinten Nationen und ihr Verhältnis zu NATO und OSZE«
angekündigt. Terminprobleme führten zur Verkürzung des Deutschlandbesuchs,
zu dem ihn der Bundeskanzler eingeladen hatte. Nun hat Egon Bahr, Vordenker
einer deutschen Ostpolitik des »Wandels durch Annäherung«
und langjähriger Leiter des Hamburger Instituts für Friedensforschung
und Sicherheitspolitik (ISFH), sein Kommen zugesagt.
In einem Vortrag am Donnerstag, den 6. Juli, ab 19 Uhr, in der Schlossaula
der Universität untersucht Bahr die europäischen und deutschen Zukunftsperspektiven
zwischen den Großmächten. Zuvor ab 18 Uhr lädt die Stadt zu einem Empfang
in den Friedenssaal, wo der Gast sich in das Goldene Buch eintragen
wird. Egon Bahr, der zuletzt 1994 bei den Friedensgesprächen referierte,
sieht mit den aktuellen Plänen der US-Regierung zu einem Abwehrschirm
aus Anti-Raketen-Raketen eine Kraftprobe zwischen der westlichen Vormacht
und der übrigen Staatengemeinschaft heraufziehen. Seit Beginn des SDI-Projekts
der Reagan-Ära hätten die USA bereits 55 Milliarden Dollar investiert;
weitere 30 Milliarden seien veranschlagt. Die USA kündigten damit den
bisherigen Konsens auf, globale Sicherheit durch multipolare Übereinkünfte
und gegenseitige Sicherheitsbindungen zu gewährleisten.
»Amerika strebt Unverwundbarkeit an, Russland neue Größe.«
China und Russland zögen die Konsequenz: »Wir lassen uns nicht
binden, wenn sich Amerika nicht binden läßt«, beschreibt Bahr
die Position der Großmächte; »eine europäische Haltung dazu läßt
sich ahnen, aber nicht bestimmen.«
Im Anschluss an das Statement Bahrs wird der ehemalige ZEIT-Chefredakteur
und Herausgeber Theo Sommer wird ihm in einem Podiumsgespräch diskutieren.