Festvortrag zum Tag der Deutschen Einheit und Diskussion in Verbindung mit dem Landkreis Osnabrück
mit
Dr. István Hiller
Minister für Bildung und Kultur der Republik Ungarn
Gesprächsleitung
Prof. Dr. György Széll, Universität Osnabrück
Ungarn spielte in der deutsch-deutschen Geschichte bereits in den Jahren vor der 1989 errungenen Öffnung der Systemgrenzen zwischen Ost und West eine besondere Rolle. Im sommerlichen Urlaubsparadies am westungarischen Plattensee konnten sich Ost- und Westdeutsche kennenlernen, begegneten sich Deutsche von hüben und drüben als Freunde und Verwandte auf relativ ungefährlichem Terrain. Vor dem Hintergrund weitreichender Hoffnungen und existenzieller Lebensentscheidungen wurde in Ungarn im Sommer 1989 in Form eines Massenspaziergangs der Grenzzaun nach Österreich überwunden, und Hunderte DDR-Bürger verließen den Ostblock. Schon im Oktober 1989 trat in Ungarn selbst eine neue Verfassung als Grundlage einer neuen, demokratischen Republik in Kraft. 1990 fanden die ersten freien Parlamentswahlen Ungarns seit 1947 statt. 1999 wurde Ungarn Mitglied der NATO, und im Jahr 2004 gehörte es zu einer Gruppe von zehn meist osteuropäischen Staaten, die als neue Mitglieder in die Europäische Union aufgenommen wurden. Seither verläuft die politische und wirtschaftliche Entwicklung für die Ungarn nicht immer geradlinig: Problematische Regierungsbildungen, politische Vertrauenskrisen und erstarkende extremistische Parteien bedrohen die politische Stabilität. Ein starker Importüberschuss, anhaltende Haushaltsdefizite und die jüngste Finanzkrise werfen Schatten auf die ökonomische Situation des Landes.
Dr. István Hiller PhD,
Minister für Bildung und Kultur seit 2006, Historiker – Geb. 1964 in Sopron, von 1983 bis 1990 Studium in Budapest und Heidelberg, Promotion 1990 in Budapest am Lehrstuhl für Ungarische Geschichte im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit, 1996 dort auch PhD-Titel sowie von 1989 bis 2002 Assistenten- und Dozententätigkeit. Ab 2002 Politischer Staatssekretär im Ministerium für Bildung, von 2003 bis 2005 Minister für Nationales Kulturerbe. 1989 Mitgründer der Ungarischen Sozialistischen Partei MSZP, dort seither in verschiedenen Leitungsfunktionen tätig, darunter von 2004 bis 2007 Parteivorsitzender.
3. Oktober 2009, 11 Uhr, Kreiszentrum am Schölerberg
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© Osnabrücker Friedensgespräche | Uwe Lewandowski