Festvortrag zum Tag der Deutschen Einheit
mit
Prof. Dr. Alfred Grosser
Soziologe, Politikwissenschaftler und Publizist, Paris
Gesprächsleitung
Daniela De Ridder, Fachhochschule Osnabrück
»Der deutsch-französische ›Motor‹ stottert, nicht weil er kaputt zu gehen droht, sondern weil er keinen Treibstoff mehr aus gemeinsamen Vorschlägen und Projekten, ganz besonders in Hinsicht auf Europa, beziehen kann.« – So beschreibt Alfred Grosser in seinem Buch »Wie anders sind die Deutschen?« den aktuellen Stand des deutsch–französischen Verhältnisses. Mit der neu geschlossenen Freundschaft zu Frankreich wurde die 1949 gegründete Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg international präsentabel, auch wenn die daran geknüpften Erwartungen Frankreichs, einen Verbündeten gegenüber den USA zu gewinnen, nicht erfüllt wurden. Die deutsche Vereinigung im Jahr 1990 fand als Impuls für eine Erweiterung der Europäischen Union dennoch die große Zustimmung der Franzosen. Anlässlich des Irakkriegs wurde mit dem gemeinsamen »Nein« zu einem US-geführten Kriegseinsatz ein neues Kapitel der Beziehungen der Rheinanlieger aufgeschlagen, aber allein im Negativen wird die Freundschaft nicht lebendig bleiben. Wo muss ›investiert‹ werden? Was sind die Zukunftsperspektiven?
Alfred Grosser
Präsident des Centre d‘ information et de recherche sur l’Allemagne contemporaine (CIRAC) und emeritierter Professor am Institut d’études politiques, Soziologe und Publizist – Geb. 1925 in Frankfurt am Main, seit 1933 in Frankreich ansässig, wo er 1937 die Staatsbürgerschaft erhielt. Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels als »Mittler zwischen Franzosen und Deutschen, Ungläubigen und Gläubigen, Europäern und Menschen anderer Kontinente«. Grosser erhielt zahlreiche weitere Auszeichnungen, darunter die Theodor-Heuss-Medaille (1978) und den Grand Prix de lAcadémie des Sciences morales et politiques (1998). Sein neuestes Buch »Sind die Deutschen anders?« erschien 2002.
3. Oktober 2003, 11 Uhr, Rathaus