musica pro pace 2017

Friedensmusik im Reformationszeitalter 1517-1648

Ausführende
Musica Alta Ripa, Instrumentalensemble, Hannover,
Kammerchor St. Johann, Osnabrück,
Oliver Meskendahl, Rezitation
Christian Joppich, Leitung

Programmfolge und Erläuterungen

Da pacem, Domine (Gregorianische Antiphon)

Verleih uns Frieden gnädiglich (Martin Luther 1529)

Friedensrufe in den Machtkämpfen Europas

Nicolas Gombert (~1495 – ~1560)

Mitglied der Hofkapelle von Karl V.

Da pacem Domine (1541)

(Karl V., 1500–1558, Kaiser des Hl. Römischen Reiches Deutscher Nation, für dessen Kapelle Verdelot komponierte, Verstand sich als Friedenswahrer in Europa, Beschützer des Abendlandes vor der Expansion des Osmanischen Reiches und als Verteidiger sowie Reformator der römisch-katholischen Kirche.)

Erasmus von Rotterdam (1466?–1536): Klage des Friedens (1517, Auszug)

Philippe Verdelot (1480/5–1530?)

Domkapellmeister in Florenz

Congregati sunt inimici nostri / Da pacem (1530)

(Entstanden nach der Plünderung Roms 1527 innerhalb der Machtkämpfe um die Vorherrschaft in Florenz 1529/30. Handschrift siehe Titelblatt.)

Andreas Crappius (1542–1623)

Kantor der Marktkirche in Hannover

Da pacem, Domine / Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort / Verleih uns Frieden

(„Dankgebet für den Sieg der Venezianer über die Türken am 7. Oktober 1571“, Eintragung im Druck von 1572.)

Auseinandersetzung der Konfessionen

✍ Augsburger Religionsfrieden 1555 (Auszug)

Johann Walter (1496-1570)

Kantor in Torgau

Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort (1566)

Str. 1–2 und 6 Martin Luther; Str. 3–5 Luther oder Walter

(Johann Walter, der wichtigste Komponist der Reformation, vertonte das letzte von Luther 1542 geschaffene, zentrale Lied der reformatorischen Bewegung, „Erhalt uns Herr bei deinem Wort“. Walter fügte weitere Textstrophen hinzu, u.a. Luthers „Verleih uns Frieden“.)

Orlando di Lasso (1532?–1594)

Hofkapellmeister in München

Congregati sunt inimici nostri / Dissipa gentes (1597)

(München war Ende des 16. Jahrhunderts das deutsche Zentrum der Gegenreformation.)

Pflichten der Obrigkeit

Martin Luther (1483–1546): Von weltlicher Obrigkeit (1523)

Heinrich Schütz (1585–1672)

Hofkapellmeister in Dresden

Da pacem Domine (1627)

(Zum Kurfürstentag in Mülhausen 1627 werden die geistlichen Kurfürsten aus Mainz, Trier und Köln, Kaiser Ferdinand und die drei weltlichen Kurfürsten aus Sachsen, Bayern und Brandenburg als Fundamente bzw. Beschützer des Friedens begrüßt. Der zweite Chor singt die Friedensbitte „Da pacem“ in die Begrüßungsfloskeln hinein,)

Andreas Hammerschmidt (1611–1675)

Organist in Zittau

Verleih uns Frieden gnädiglich (1646)

(Die in Wittenberg um 1560 entstandene Zweitstrophe zu Luthers „Verleih uns Frieden“ handelt vom Lutherschen Friedensauftrag der Obrigkeit.)

Kriegsnot in den Städten

Andreas Gryphius (1616–1664): Tränen des Vaterlandes (1636)

Andreas Berger (1584–1656)

Kanzlei-Sekretär in Augsburg

Da pacem, Domine (Augsburg 1635)

(Augsburg befand sich seit April 1632 in schwedischer Hand. Wenige Tage nach der schweren schwedischen Niederlage bei Nördlingen begann im September 1634 die Belagerung Augsburgs durch kaiserliche und bayerische Truppen, die nach sechs Monaten mit der Übergabe der Stadt im März 1635 endete. Die Stadt litt in der Zeit unter großer Kriegnot.)

Feier des Westfälischen Friedens

Andreas Gryphius: Schluß des 1650. Jahres

Johann Müller (? – ?)

Jubilum Sionis, das ist Fried- und Freudensjauchtzer Christgläubiger danckbarer Hertzen, wegen des bißhero im Heiligen Römischen Reich so lang gewündschten, nunmehro aber (Gott Lob) beschlossenen Friedens. Zu Ehren und andencklichen Friedens-Gedächtnis, auch Wünschung eines glückseligen, gesunden Fried- und Freudenreichen Neuen Jahrs.

(Jena 1649) Text: Martin Rinckart nach Ps 98

Heinrich Schütz:

Nun danket alle Gott (1650)

Text: Jesus Sirach 50, 24–26

(Zur Friedensfeier am 22. Juli 1650 in Dresden.)

Moderation: Stefan Hanheide

Gefördert durch den Landschaftsverband Osnabrücker Land e. V. mit Mitteln des Landes Niedersachsen.


Das Zeitalter der Reformation, das 1517 beginnt und mit dem Westfälischen Frieden endet, ist zutiefst von kriegerischen Auseinandersetzungen in Mitteleuropa bestimmt. In diesem mehr als ein Jahrhundert langen Zeitraum entstand eine Fülle von Kompositionen, die den Ruf nach Frieden zum Inhalt haben.

Das Konzert stellte eine Reihe ausgewählter Kompositionen des Zeitalters vor und zeigte, dass die Sehnsucht nach Frieden in der konfliktträchtigen Epoche höchst lebendig war.

Zwischen dem Vortrag einzelner Werkgruppen wurde das Konzert an einigen Stellen mit kurzen Rezitationen von friedensrelevanten Texten der Epoche bereichert, die Oliver Meskendahl gestaltete. Neben der ästhetischen und emotionalen Wirkung der Musik wurde die Veranstaltung so um eine intellektuelle Komponente des Nachdenkens über den Frieden bereichert.

Als ein hochkompetentes Vokalensemble für die Musik dieses Zeitalters ist der Kammerchor St. Johann anerkannt. Das instrumentalensemble Musica Alta Ripa ist mehrfacher Preisträger des „Echo Klassik“.


29. Oktober 2017, 16 Uhr, Johanniskirche

Konzert zum Osnabrücker Friedenstag

Plakat musica pro pace 2017